Liebe Lebenslinien Freunde!
wir hoffen, Euch allen geht es gut und Ihr kommt gut mit den aktuellen Beschränkungen, die uns durch die Covid-19-Pandemie auferlegt werden, gut zurecht. Nach nunmehr drei Wochen im Ausnahmezustand sehnen wir uns hier in Deutschland langsam nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben. Auch wenn sich zwischenzeitlich abzeichnet, dass das nicht so bald eintreten wird, so werden wir doch mit ersten Lockerungen rechnen dürfen und irgendwie werden wir es schon schaffen durchzuhalten, bis der ersehnte Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. In der Zwischenzeit können wir nur darauf vertrauen, dass unser Gesundheitssystem für die besonders Betroffenen ausreichend medizinische Unterstützung bieten kan. Denen von uns die wirtschaftlich in Not geraten versucht der Staat zum Glück unter die Arme zu greifen.
"Lockdown" - komplette Ausgangssperre in ganz Südafrika
Völlig anders stellt sich die Lage in Südafrika dar. Dort gilt, anders als bei uns, seit dem 27. März eine totale Ausgangssperre. Nach den ersten Corona-Infektionen am Kap, sah sich die Regierung gezwungen, das öffentliche Leben vollständig zum Erliegen zu bringen, um vor allem zu verhindern, dass der Virus sich in den Townships ausbreitet. Erlaubt sind nur der Gang zum Einkaufen, zur Bank, zur Apotheke oder zum Arzt. Es gilt ein vollständiges Alkohol- und Tabakverkaufsverbot und zur Arbeit dürfen nur Menschen, deren Tätigkeit als essenzieller Service für die Gesellschaft betrachtet wird. Darunter fallen das Gesundheitswesen, Pflegeeinrichtungen, Sicherheitsdienste und die Versorgung mit Lebensmitteln.
Schwierige Umsetzung in den Townships der Ärmsten
In der Theorie sind dies sicher geeignete Maßnahmen, um die Pandemie einzubremsen. In der Praxis gestaltet sich deren Umsetzung allerdings aus vielerlei Gründen schwierig. Wenn man in die Townships schaut, sieht man schnell, dass die geforderte soziale Distanzierung ein Privileg der Wohlhabenden ist. Anders als viele Farbige glauben, ist Covid-19 wohl eher keine Krankheit der weißen Bevölkerung, sondern eher eine der Armen. Kaum einer will sagen, dass er Angst hat und doch ahnen wohl die meisten Menschen, dass die Folgen verheerend sein werden. Wie soll man sich distanzieren, wenn mehrere Hunderttausend Menschen jeweils zu dritt oder zu viert in einer Hütte von zehn Quadratmeter Größe leben. Wie soll man sich distanzieren, wenn man an tausenden Menschen vorbei zur Wasserstelle muss, an der sich alle treffen, weil es in ihrer Hütte kein fließendes Wasser gibt? Wie sich distanzieren und Hygienevorschriften einhalten, wenn sich hunderte Menschen öffentliche Toiletten teilen und sich niemand dafür zuständig fühlt, diese zu reinigen? Wie soll man überleben, wenn man als Tagelöhner nicht mehr arbeiten darf und nicht weiß wovon man Essen kaufen soll, geschweige denn Desinfektionsmittel oder gar Atemschutzmasken?
Minimale Intensivversorgung
Auch wenn weniger als 6% der Südafrikaner älter als 65 Jahre sind, mag man sich nicht vorstellen, was passiert, wenn das Virus ungebremst auf weltweite Höchstraten an Tuberkulose und HIV trifft. Auf rund 60 Millionen Einwohner kommen in Südafrika angeblich insgesamt nur rund 1.000 Betten auf Intensivstationen. Diese stehen hauptsächlich den Bevölkerungsgruppen mit genügend Geld und einer Krankenversicherung zur Verfügung.
Bäckereibetrieb zwischenzeitlich eingestellt
Soweit wir wissen, müssen wir uns im Moment um unsere Lebenslinien-Familie hier in Deutschland weniger Sorgen machen. Alle scheinen gut versorgt zu sein. Um unsere Freunde, Mitarbeiter, Projektpartner und natürlich auch die Kinder in Südafrika sorgen wir uns dafür umso mehr. Mit der Schließung der Schulen und dem kompletten Ausgangsverbot waren auch uns die Hände gebunden. Nicht nur dass alle ehrgeizigen Baupläne auf Eis liegen und kein Fußball mehr gespielt wird, selbst Muffins konnten wir keine mehr backen. Die Schule, in der wir backen war zunächst auf unabsehbare Zeit geschlossen und die Bäcker zu Hause gefangen.
Als dann aber der Hunger vieler Kinder immer grösser wurde und die Regierung anfing, Lebensmittel-Pakete in die Townships zu schicken, haben wir sofort versucht, die Bäckerei mit Hilfe unserer Freunde vor Ort wieder in Gang zu bringen.
So geht Teamwork
Martin Leukes der Direktor an der Grundschule - und als Diabetiker selbst Teil der Risikogruppe - zögerte keine Sekunde und sagte zu, das Gebäude jederzeit für uns zu öffnen. Francois Ekstein, der Geschfäftsführer von Zeelandia, dem Unternehmen, das unser Muffin-Mix herstellt und uns mit allem Zutaten beliefert, sicherte die weitere Belieferung auch im Lockdown zu und senkte den Preis für den Zeitraum der Krise um rund ein Drittel. Ehe wir nun unsere Bäckerinnen ansprachen, bei denen wir schon ahnten, dass sie lieber heute als morgen loslegen würden, galt es nun noch die Verteilung zu regeln. Dabei kam uns zugute, dass die Regierung die Not der Kinder erkannt und alle registrierten Kindergärten aufgefordert hatte ab dem 8. April ein Mittagessen bereit zu halten. Die Einrichtungen bleiben zwar geschlossen, aber die Kinder können Essen abholen. Das war nun auch unsere Chance, die Kinder wieder zu erreichen. Nun galt es noch, die Muffins zu den Einrichtungen zu bringen. Und auch dieses Gespräch mit unserem Freund und Winzer Rikus Neethling dauerte keine zwei Minuten. Wenn wir die Erlaubnis für seinen Fahrer besorgen, würde er selbstverständlich kostenlos die Zustellung übernehmen. Nachdem also auch das geregelt war, musste jemand vor Ort die Koordination aller Beteiligten übernehmen und die erforderlichen Genehmigungen für alle besorgen.
Wir danken unseren Heldinnen und Helden vor Ort
Wir wissen nicht wer von Euch einen Engel hat und wie er heißt, unserer jedenfalls heißt Fiona. Trotz ihres Alters von über 70 Jahren legte Fiona sofort los und organisierte Empfehlungs- und Bestätigungsschreiben verschiedenster Beteiligter und ging zur örtlichen Polizei, um die Sonderausgangsgenehmigungen für unser kleines Hilfs-Team zu bekommen. Ausgerechnet sie, die eigentlich zu Hause bleiben sollte, ließ sich nicht mehr bremsen und stand schon am Gründonnerstag um 6:00 Uhr morgens in der Backstube um unsere beiden Bäckerinnen Vivian und Lee-Ann zu unterstützen. Sie starteten mit vorhandenen Beständen, bis Zeelandia dann um 10:00 Uhr zwei Tonnen frisches Muffin-Mix brachte. Gegen 14.00 Uhr dann waren die ersten 3.000 Muffins gebacken und Elton unser Fahrer machte sich auf den Weg, um die bereits sehnlichst erwartete Ware zuzustellen.
Der Anfang ist gemacht
Ab der kommenden Woche beginnt dann der Regelbetrieb mit einer geplanten Wochenproduktion von zunächst 5.000 Muffins. Je nach Erfahrung vor Ort und Spendensituation kann diese Zahl auch noch weiter gesteigert werden. Vivian und Lee-Ann haben versichert, dass sie sich weiter engagieren werden.
Vielen, vielen Dank an alle, die uns vor Ort unterstützen! Ihr seid unsere Heldinnen und Helden!
Die Empfänger
Im Moment beliefern wir Kindergärten in Macassar, in Strand, Sir Lowry’s Pass und in Grabouw, sowie das Fußball-Team in Lwandle, also hauptsächlich die Kinder, die wir sonst auch versorgen. Ganz sicher stellen lässt sich das im Augenblick allerdings nicht und ganz bewusst überlassen wir es auch unseren jeweiligen Projektpartnern, an wen sie im Moment verteilen. Auch Eltern und andere Erwachsene haben Hunger. Wir sind überzeugt, dass unsere Projektpartner das zum Besten der Gemeinschaft lösen. Nachdem wir die Empfänger momentan weniger gut steuern können und ab nächster Woche ein sog. „Nightshelter“ für Obdachlose beliefern, haben wir uns entschlossen für den Augenblick konventionelle Muffins zu backen. Damit helfen wir auch anderen Betroffenen, sorgen hoffentlich für einen kleinen Augenblick der Freude und lindern den Hunger. Da die Produktionskosten für den einfachen Muffin wesentlich günstiger sind, können wir mehr Menschen erreichen als üblich.
Gerne teilen wir noch einen Brief von Selwyn und Maria mit Euch. Mit den Beiden, die den Kindergarten Eagles Nest in Grabouw betreiben, planen wir im Herbst auch den Neubau eines Kindergartens. Damit die beiden während der schweren Zeit zusätzlich zu den Wochentagen, für die die Regierung bezahlt, auch an Wochenenden eine warme Mahlzeit für die Kinder zubereiten können, überwiesen wir letzte Woche auch 600,- € für Lebensmittel.
Dear Steffi, Thomas and Lebenslinien Friends
They say a picture say a thousand words. I have no doubt in my mind that these pictures are saying more than what we could ever say. We will never be able to express our gratitude in words, but to say thank you.
We are able to give a meals and muffins because of kindhearted people like all of you. I can assure you that this is much appreciated. People are in a panic here in South Africa because of the extended lockdown. Most of our parents are dependant on that childcare grant of R400 which they received 1 April. Most of our parents also live from day to day, meaning they go out for work a day and get paid at the end of the day, and that put food on the table. Now because of the lockdown they do not have that option anymore. Our parents could not believe that we are providing a meal EVERY DAY!! (especially on weekends as well). We do get the subsidy from government, but since the children are not eating at school, our expenses are a bit more. We have to buy containers for take away and we have to give bigger portions so they can at least eat twice or share at home with a brother or sister.
Your contribution is a significant help and we will be forever grateful. Please give our gratitude to each and every person who contribute to our mission in feeding a hungry tummy.
Love Selwyn and Maria
Trotz der auch für uns sehr angespannten Situation, macht es uns große Freude, Teil eines Projekts zu sein, das sich nützlich macht und Solidarität über Kontinente lebt. Wir hoffen Euch geht es ähnlich.
Soviel erstmal für heute. Für den einen oder anderen wie immer vielleicht ein wenig langatmig, aber wir wollten Euch unbedingt wissen lassen, was in dieser weltweiten Krise mit Euren Spenden passiert. Sie ermöglichen uns und den vielen Helferinnen und Helfern vor Ort dem Virus ein wenig die Stirn zu bieten. VON HERZEN DANKE DAFÜR!