Nach unserer Rückkehr ans Kap, hatten wir kaum Zeit uns zu sammeln, denn schon nach ein paar Tagen erwarteten wir hohen Besuch. Nachdem die Regierung des Western Cape auch zweieinhalb Jahre nach Eröffnung - und trotz mehrfachen Anfragen - uns weiter ignorierte, nahmen wir noch einen letzten Anlauf und baten unseren Geschäftspartner Phillip Retief, den CEO vom Weingute Van Loveren, sich für einen Regierungsbesuch zu engagieren. Und siehe da, wenn man nicht locker lässt und die richtigen Leute kennt, geht auch etwas voran.
Die Politik wird aufmerksam und will helfen
Am 26.Oktober 2023 war es dann so weit und wir trafen uns mit Jaqueline Pandaram und ihrem Team. Jaqui ist Generaldirektorin des Ministeriums für ländliche Entwicklung. Bei einem inzwischen traditionellen Kennenlern-Kaffee im Peregrine Farmstall, war das Eis schnell gebrochen und es wurde klar, dass wir mit Eagles Nest genau die Ziele verfolgen, die auch der Landesregierung des Western Cape am Herzen liegen. Dass sie uns fortan unterstützen würden, wenn auch nicht finanziell, war klar, noch ehe wir uns aufmachten im Nest vorbeizuschauen, wo Maria & Selwyn stolz zeigten, was wir gemeinsam erreicht haben und was wir in der Zukunft noch alles vorhaben.
Jaqui, ihr Team und nicht zuletzt auch Phillip waren begeistert und noch ehe sie uns alle wieder verließen, hatte Jaqui zugesagt, sich um die Registrierung unserer Vorschulklasse für zusätzliche Fördergelder sowie weitere Besuche von Vertretern anderer Ministerien zu kümmern, die jeweils im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihres Fachgebietes Unterstützung leisten können. Gleiches gilt für ein Empfehlungsschreiben, das der eigentliche Grund für uns war, um dieses Treffen anzusuchen. Mit genau so einem Schreiben hoffen wir, an anderer Stelle bessere Aussichten auf weitere finanzielle Unterstützung zu haben. Aber das wird erst die Zukunft zeigen.
Was der Tag selbst uns noch lehrte war, welchen gesellschaftlichen Status unser langjähriger, immer freundlich und zurückhaltender Freund und Verbündeter Phillip, in diesem Land hat. Als nämlich der geschäftliche Teil vorüber war, baten ihn sowohl eine von Jaquis Mitarbeiterinnen, als auch Maria und Selwyn um jeweils ein Foto mit ihm. Ist er doch wirklich einer der "Four Cousins", einer sehr bekannten Weinmarke von Van Loveren. Das war lustig und launig gingen wir auseinander, nicht aber ohne Jaquis Versprechen, dass wir uns bald wieder sehen.
„Pink Picknick“ und Domino von einem anderen Stern
Kaum waren die Beamten aus der Tür, ging der Alltag auch schon wieder weiter, und weil der so zuckersüß war, teilen wir auch davon ein paar Bilder mit Euch. Jaquis Termin wurde um einen Tag verschoben, deshalb hatte das Team für diesen Tag noch ganz andere Pläne und als die einen hinter sich die Tür zu zogen, brausten die Kinder aus ihren Klassenzimmern und zelebrierten anlässlich des „Breast Cancer Awareness Days“ ihr „Pink Picknick“. Sowas putziges, friedliches und liebevolles hatten wir die letzten Monate vermisst, um so mehr genossen wir schweigend den Augenblick. Das allerdings nur bis der „Elderly Club“ einzog, der sich ebenfalls an diesem Tag versammelte. Nach einem anfänglichen Muffin und einem Schluck Kaffee, spielten besonders die älteren Damen Domino. Ein Spiel, das uns bisher ein wenig langweilig vorkam, das hier aber völlig neu interpretiert wurde. Wirklich zum Schießen die Ladys, wie mit aller Kraft und wir meinen wirklich weit ausholend, mit aller Kraft und lautem Getöse Ihre Spielsteine auf den Tisch knallten und dabei lauthals lachten wie die sprichwörtlichen Rollkutscher. Dass das Nest auch für die vergessenen Alten da ist und ihnen alle ab und an ein paar unbeschwerte Stunden beschert, erfüllt uns mit Freude.
Und keine zwei Meter daneben die Kids mit ihrem Pink Picknick. Unbezahlbare und motivierende, friedliche Momente sind das. Solche Momente sind unsere Motivation und wir können nicht genug davon bekommen.
Ach ja….und dann wurden wir noch Weltmeister 😊Public Viewing im Nest
Die letzte Woche am Kap war aufregend und die zum Samstag hin immer weiter ansteigende Spannung war deutlich spürbar. Würde SA Rugby, das Team wird hier liebevoll nur die „Boks“ genannt, es tatsächlich schaffen, ihren Titel als Rugby Weltmeister zu verteidigen? Rugby? Ja Rugby, denn das ist Volkssport hier und jede Schule, die etwas auf sich hält, hat ein Team. Nicht zuletzt deshalb ist Südafrika im Rugby eine Macht.
Das Ergebnis kennen Sie vermutlich schon: Mit 12:11 haben die Boks den Pokal wieder nach Hause geholt. Und für alle die es nicht gesehen haben, es war ein Finale zum Nägel kauen. Nachdem sie zur Halbzeit bereits 12:3 geführt hatten, machten sie es in der zweiten Halbzeit spannend und noch 5 Sekunden vor dem Ende war keineswegs klar, wie es ausgeht. Fünf Sekunden später dann war ein ganzes Land im Taumel und all die Gegensätze des Alltags waren für eine Nacht vergessen. Die Macht, die der Sport in dieser Hinsicht hat, ist wirklich unglaublich. Für ein paar der Menschen in der Umgebung unseres Eagles Nest in Grabouw, von denen wir wussten, dass sie diesen Moment des Glücks nicht würden erleben können, organisierten wir an diesem Abend eine kleine Party. Maria & Selwyn begrüßten rund 30 Menschen aus der Gemeinde und gemeinsam mit ihrer eigenen Familie genossen Sie alle den Augenblick mit einem Snack und ein paar Bier. Die Dankbarkeit der Leute war unbeschreiblich. Diese Menschen sind es leider gewohnt, außen vor zu bleiben, wenn andere Spaß haben. Das zu ändern, wenn auch nur für wenige und wenn auch nur manchmal, auch dafür setzen wir uns mit Lebenslinien nur zu gerne ein.