Februar 2023: Liv und Magalie in Eagle's Nest

    Magalie und Liv haben uns einen Bericht über ihre Zeit im Eagle's Nest geschickt, den wir Euch nicht vorenthalten wollen. Lieben Dank an die Beiden, die einen echten Unterschied für die Kinder und die Erzieher gemacht haben. Ihr gehört für immer zu unserer Eagle's Nest Familie und in unseren Herzen!!!

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    Wir kommen zurück!

    Wir, Liv Linsenmeier und Magalie Mohler, sind zwei Mädels aus Frankfurt am Main haben von Oktober bis Dezember 2022 als Voluntäre bei Eagle ´s Nest mitgewirkt. Wir sind seit der 5. Klasse befreundet und haben beide, unabhängig voneinander, für eine Weile mit unseren Familien in Kapstadt gelebt. Für uns beide war klar - nach dem Abitur wollen wir zurück. Da uns die Schwierigkeiten mit denen das Land konfrontiert ist, bewusst waren, wollten wir etwas Sinnvolles in den drei Monaten tun. 

    Magalie hat Steffi und Thomas und somit auch die Projekte von Lebenslinien e.V. während ihres Aufenthalts in Südafrika 2018 kennengelernt und hatte sich seitdem geschworen, als Volunteer zurückzukommen. So kam es, dass wir uns gemeinsam entschieden haben bei Eagles Nest mitanzupacken. Steffi und Thomas hatten uns gebeten, dass wir uns ein Programm ausdenken und dieses dann in einem Video präsentieren, sodass auch Maria und Selwyn entscheiden können, ob sie unsere Hilfe brauchen können oder nicht. Da Magalie lizensierte Tennistrainerin für Kinder ist und eine Ausbildung zur Ballsporttrainerin hat und Liv seitdem sie 8 Jahre alt ist Triathlon macht, war naheliegend, dass wir ein Sportprogramm anbieten. Wir haben uns darauf konzentriert die Auge-Hand-Koordination und Konzentrationsfähigkeit der Kinder zu fördern. In Deutschland ist es  selbstverständlich, dass Kinder lernen zu fangen, zu werfen, sich zu bewegen, Regeln einzuhalten und als Team Player zu spielen. Sportunterricht gab es aber davor weder für die Daycare, noch die Aftercare - deshalb haben wir uns das zum Steckenpferd gemacht. In einem kleinen Notiz-Buch haben wir alle Spiele skizziert und erklärt – sodass auch in Zukunft das Programm weiter umgesetzt werden kann. 

    Wir beiden können rückblickend sagen, dass der Aufenthalt all unsere Erwartungen übertroffen hat.

    Niemals hätten wir erwartet so viele Glücksmomente zu erleben und mit dem Team und den Kindern so stark zusammenzuwachsen.

    Anfangs hatten wir ein paar Bedenken. Zum Beispiel war uns der Weg mit dem Auto nach Grabouw nicht so ganz geheuer – obwohl wir beide schonmal in Kapstadt waren, war uns bei der Sache mit dem Linksverkehr und der nicht ganz ungefährlichen N2 etwas mulmig zumute. Allerdings erklärten uns sowohl Steffi und Thomas, als auch Selwyn und Maria, auf was zu achten ist und stellten sicher, dass wir zu Beginn immer von Selwyn am Eingang von Grabouw abgeholt werden würden. Und unsere Schrottkarre – ein alter Fiat Picanto - haben wir gegen einen robusten, unauffälligen Subaru Outback eingetauscht. Von Mal zu Mal wurde der Weg immer mehr zur Routine und schließlich konnten wir auch ohne Selwyn und Maria zum Eagles Nest fahren und wurden dabei sogar von den Nachbarn gegrüßt. 

    Da die meisten Kinder nur Afrikaans sprechen hat uns die Sprachbarriere anfangs etwas Sorgen gemacht, aber auch das erübrigte sich, da die Lehrer geholfen haben und wir später die wichtigsten Wörter beherrscht haben und die Spiele für die Kinder auch zum Alltag wurden. Außerdem ist es uns anfangs schwer gefallen uns alle Namen der 90 Kinder zu merken, aber bis zum Ende saß auch das…

    Die Kinder waren verrückt nach den bunten Bällen und dem Material, dass wir mitgebracht haben und immer dann enttäuscht, wenn wir mal ein Spiel ohne Bälle oder Reifen gespielt haben. Das Programm bestand aus Spielen aus unserer Kindheit oder Magalies Repertoire. Diese haben wir gerne umgewandelt oder vereinfacht und dann noch auf Afrikaans übersetzt. Zum Bespiel wurde aus Feuer, Wasser, Erde schnell vuur, water, land und aus Eins, Zwei, Drei, Vier Ochs am Berg wurde Redlight/Greenlight. Manche Spiele und Übungen funktionierten besser als andere und manche nur mit den älteren Klassen – den Dreh haben wir mit der Zeit herausbekommen. Nach der Hälfte der Zeit lief alles reibungslos, wir waren nicht mehr auf die Hilfe der Lehrer angewiesen, die Kids wussten was zu tun war und wir waren auch mit der Aufgabe gewachsen. Es hat riesig Spaß gemacht die Fortschritte der Kids zu beobachten und ihre Begeisterung für einfache Spiele wie Eierlauf war einfach nur ansteckend.

    Immer wenn wir mit allen Klassen durch waren, war meist Mittagessen-Zeit. Um nicht die Routine der Kids zu stören sind wir dann oft zu Faan in den Garten gegangen. Er hat uns dann immer alle Pflanzen gezeigt und über den neusten Stand informiert. Seine gute Laune und positive Art vermissen wir total!  

    Abgesehen vom Sportprogramm hatten wir die Ehre beim diesjährigen Christmas Concert dabei zu sein. Die Kinder haben wochenlang Tänze und ein Theaterstück eingeübt und diese stolz ihren Familien präsentiert. Weil es abends dann zu gefährlich wanoch über die N2 den Nachhauseweg nach Kapstadt anzutreten, durften wir großzügigerweise eine Nacht bei Maria und Selwyn und ihrer Familie übernachten. Das Frühstück am nächsten Morgen und die gemeinsame Tour durch Grabouw haben uns nochmal mehr zusammenwachsen lassen. Bei der Tour haben wir feststellen müssen, dass keine der Kindertagesstätten in der Community einen Standard wie Eagles Nest hat – im Gegenteil, geklautes Kücheninventar und schimmelnde Decken gehören dort zum Alltag.

    Weitere Highlights waren der Ausflug mit den 90 Kids ins Giraffe House und die Christmas Party mit Wasserschlacht, Braai und Geschenken. Tage an die wir uns gerne immer wieder erinnern werden!

    Uns hat tief beeindruckt, dass Maria und Selwyn unermüdlich dafür kämpfen den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Sie haben uns weiße Europäerinnen mit offenen Armen und viel Liebe in ihre Community aufgenommen, obwohl sie schlechte Erfahrungen damit gemacht haben Weißen zu trauen. Es war ihnen super wichtig den Austausch mit uns zu fördern - bei mehreren gemeinsamen Mittagessen oder Kaffees haben sie uns ihre Geschichte erzählt, ihre traumatischen Erfahrungen in Bezug auf Rassismus, Apartheid und die noch heute existierende Benachteiligung mit uns geteilt und uns ihre Ansichten erklärt. Ihr persönlicher Input hat uns noch einmal mehr sensibilisiert und über die Post-Apartheid Situation der Coloured Communiy in Südafrika aufgeklärt.

    Geduldig haben sie all unsere Fragen beantwortet, uns das Narrativ der Coloured Community nähergebracht und uns somit die Möglichkeit eröffnet ganz viel über uns selbst zu lernen und das, was wir dachten zu wissen, zu hinterfragen. Obwohl  Maria und Sewlyn mit ihrer Familie harte Zeiten überstehen mussten, haben sie nie aufgegeben und ihre warme, herzliche Art bewahrt. Wir werden immer zu ihnen aufschauen und sie dafür bewundern, dass sie ihre Zeit und ihre Karriere den Kindern  und der Community von Grabouw widmen.

    Wir sind sehr dankbar für die Zeit im Eagles Nest. Sie hat uns in der Phase des Lebens in der wir gerade sind, ganz besonders geprägt und vieles gelehrt über unsere Werte und Ziele für unsere Zukunft. Der Abschied ist uns sehr schwergefallen, aber wir können es jetzt schon kaum erwarten Eagles Nest und die tollen Menschen, die dahinterstehen, erneut zu besuchen. 

    Vielen Dank an Euch, Steffi und Thomas - wir haben euch sehr ins Herz geschlossen und sind euch ewig dankbar, dass ihr so großartige Arbeit leistet und uns diese Erfahrung ermöglicht habt!

    Dankie und Totsiens!

    Liv Linsenmeier und Magalie Mohler