Jahresrückblick 2022

Was wir gemeinsam in diesem Jahr für diese Kids erreicht haben und was wir für das kommende Jahr planen, das erzählen wir Euch jetzt. Aber vielleicht wollt Ihr Euch zuerst noch eine gemütliche Tasse Tee oder Kaffee oder besser noch ein Glas Wein 😉 holen, ehe Ihr weiterlest. Das kann ein bisschen dauern…

Seit dem ersten Januar haben wir bis heute vom Lebenslinien Konto insgesamt rund 120.000 € ausgegeben. Was wir mit dieser Summe an Projekten realisieren konnten, haben wir im Folgenden, mit den beiden Hauptprojekten zum Schluss, für Euch zusammengestellt.

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Little Angels / Grabouw

Bei unserem Besuch im April lernten wir Monika kennen. Sie ist befreundet mit Maria & Selwyn die unser „Eagle’s Nest“ betreiben. Monika betreibt den Kindergarten „Little Angels“ und kümmert sich mit Ihrem Team um rund 50 Kinder.


Die Geschichte von Little Angels ist leider kein Einzelfall für gutgemeinte Entwicklungsarbeit und verdient es deshalb erzählt zu werden. Erklärt sie doch, weshalb die Menschen, die das soziale Leben in den armen Gemeinden und in den „Locations“ in Gang halten, einerseits auf unsere Unterstützung angewiesen sind und andererseits aber manchmal distanziert und misstrauisch begegnen.


Es war eine NGO aus Kapstadt, die vor ca. fünf Jahren vier wunderschöne Kindergärten in Grabouw baute. Frauen, die bereits ihre privaten Kindergärten betrieben, luden sie ein, die neuen Einrichtungen zu leiten und ihre Kinder gleich mitzubringen. Als die Bauten fertig und die Kinder eingezogen waren, fanden sich die Frauen dann aber leider unversehens als einfache Mitarbeiterinnen wieder, die nach der Pfeife ihrer neuen Vorgesetzten tanzen sollten. Niemand aus der NGO kam aus der Gemeinde, niemand kannte ihre Geschichte, Sitten, Gepflogenheiten oder Lebensweise.

Eine der Frauen, die sich schlicht überfahren und enteignet vorkamen, war Monika.


Die so Missbrauchten zogen sich nach und nach aus den Einrichtungen zurück, nahmen den Betrieb an ihren alten ärmlichen Betriebsstätten wieder auf und auch die meisten Eltern kehrten der aufgezwungenen Moderne wieder den Rücken. Nach einem halben Jahr war in den schönen neuen Gebäuden nicht mehr viel los und als kurz darauf Corona kam, wurden die Einrichtungen gänzlich aufgegeben. Nur Tage später begannen sich die Menschen an den nagelneuen Gebäuden zu vergreifen.
Eines der Gebäude war bis auf die Grundmauern abgebaut. Da war kein Stück Holz mehr, kein Stück Metall, kein Lichtschalter und nicht ein einziges Stromkabel. Totalverlust also, weniger als ein Jahr nach der Eröffnung.


Die Überheblichkeit und Ignoranz, die so manche weisse Menschen an den Tag legen, ist wirklich erstaunlich und leider eher die Regel als die Ausnahme. Das wenigstens berichten uns Maria & Selwyn. Die beiden brauchten Jahre, um Vertrauen darin zu fassen, dass Lebenslinien an ihrer Seite steht, um sie zu unterstützen, nicht um sie fremd zu bestimmen.

Aber zurück zu Monika, die direkt neben „ihrem“ Kindergarten wohnt und sich mit Ihrem eigenen Leib dem Vandalismus entgegenstellte, als sie des nächtlichen Treibens gewahr wurde. Mit ihren Kindern besetzte sie das Gebäude und rettete so, was zu retten war.

Ein guter Teil der Elektroinstallation und die Küche waren zu dem Zeitpunkt leider schon gestohlen und damit fehlte eine nötige Voraussetzung, um wenigstens den kläglichen Betrag zu bekommen, den der Staat für jedes betreute Kind bezahlt, wenn alle von ihm formulierten Voraussetzungen erfüllt sind.
Dieser Frau und ihren Kindern mussten wir einfach helfen. Also investierten wir in ein Kombi-Kühlgerät, die Reparatur der Elektrik, eine Alarmanlage und eine Küchenausstattung mit Spüle, Gasherd und anderen Gerätschaften.

Kostenpunkt:  4.625,00 Euro und wer sieht, wie sich Monika mit Leib und Seele für ihre Kinder einsetzt weiss, dass das Geld sehr gut angelegt ist. Und nun, da sie alle Voraussetzungen wieder erfüllt, wird sie wieder vom Staat unterstützt und bekommt ab kommendem Jahr ein wenig Geld für jedes Kind, das sie betreut! Mission erfüllt.
😉

Little Angels Kindergarten: wieder hergestellt und wird ab nächstem Jahr wieder staatlich unterstützt

Emily's Playschool / Sir Lawry's Pass

Emily kennen wir seit rund 15 Jahren und fast so lange ist es nun her, dass Lebenslinien mit Hilfe der Lufthansa Help Alliance die aus Wohncontainern und entsprechenden Verbindungselementen bestehende Kindergartenanlage ermöglicht hat. Seither versorgen wir Emily mit Muffins aus der Lebenslinien Bäckerei und unterstützen sie unregelmäßig bei kleineren Unterhaltsprojekten.

Dieses Jahr ging es um das Thema Sicherheit. Innerhalb weniger Monate wurde zwei Mal eingebrochen und Infrastruktur zerstört. Beim Versuch eine Klimaanlage aus einem der Container auszubauen, wurde diese aus Frust darüber, dass man sie nicht herausbekam, einfach kaputt gemacht. Aus den Toiletten wurden alle Metallteile herausgerissen, darunter auch ein teures Ventil, Rohrleitungen, Wasserhähne und eben alles, was sich irgendwie zu Geld machen lässt. Leider gibt es bei manchen Drogenabhängigen in Sir Lowry’s Pass keinerlei Respekt vor dem Eigentum anderer mehr, selbst nicht vor dem Kindergarten, den das eigene Kind besucht. Alle wissen also auf wessen Konto der Einbruch geht, aber keiner tut etwas.

Abgesehen davon, dass Emily nicht das Geld hat, die Toiletten wieder in Stand setzen zu lassen, machte das natürlich ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen wenig Sinn. Auf den nächsten Einbruch hätten wir warten können. Und schon hatten wir unser nächstes Projekt. Wir entschlossen uns zur Ertüchtigung des Zauns, den wir oben zusätzlich mit drei stromführenden Drähten versahen. Dazu eine Alarmanlage, die wie hier üblich, direkt mit einem Sicherheitsunternehmen verbunden ist. Seither ist Ruhe und Emily kann sich mit Ihrem Team wieder auf die Kinder konzentrieren.

Die Kosten dieser Nothilfemaßnahme: 3.954,00 Euro

Fast Eleven Soccer Club / Lwandle

Wie schon in den Jahren zuvor, unterstützten wir Trainer Themba und all seine Mannschaften in den unterschiedlichen Altersgruppen wieder mit Trainingsequipment, Trikots, Trainingsanzügen und Übernahme der Kosten für einen Ausflug zum Teambuilding. Mit ungebrochenem Enthusiasmus holt Themba die Kids sieben Tage die Woche von der Straße und lehrt sie über den Fußball hinaus Werte, die an anderer Stelle im Township so nicht vermittelt werden. Er gibt den Jungen und Mädchen Halt, eine Aufgabe, Erfolgserlebnisse und die Zugehörigkeit zu einem eingeschworenen Team, in dem der eine auf den anderen achtet.

Neben der oben genannten Ausrüstung beliefern wir das Team, das zwischenzeitlich aus weit über 100 Mädchen und Jungen besteht, wöchentlich mit 1.000 Muffins aus der Bäckerei und liefern damit einen zusätzlichen Grund kein Training zu verpassen.

Gesamtkosten in diesem Jahr exkl. Muffins:  4.387,00 Euro

Unser großer Traum, den sprichwörtlichen Kartoffelacker, auf dem die Fast Eleven heute trainieren in einen Sportplatz zu verwandeln, mussten wir einstweilen zurückstellen. Für die gut 200.000,00 Euro, die wir für dieses Projekt brauchen, konnten wir bisher leider noch keine Sponsoren finden.

Fast Eleven: Themba trainiert täglich über 100 Kinder

Muffin Bakery / Strand

Unser Magic Muffin war auch in diesem Jahr wieder eines der beiden Hauptprojekte von Lebenslinien. Schulwöchentlich produzierten unsere Bäckerinnen Vivian und Lee Ann rund 7.000 Muffins die aktuell an 17 unterschiedliche Einrichtungen verteilt werden, die sie ihrerseits an Kinder und Erwachsene verteilen, für die der Muffin ein wertvoller Teil ihrer Ernährung ist. Insgesamt werden wir in diesem Jahr wohl wieder auf mehr als 250.000 Muffins kommen. Und jeder einzelne davon wird von Hand durch eine Tülle in die Backform gepresst. Was diese beiden Frauen in nur zwei Tagen die Woche leisten, ist unglaublich. Und das für ein Gehalt von weniger als 200,00 Euro im Monat. Hier am Kap für einen Teilzeitjob noch immer gut, nach unseren deutschen Maßstäben aber eher schlecht bezahlt.

Gute Zusammenarbeit mit der Dr. G.J Joubert Primary School

Die Dr. G.J. Joubert Primary School, an der wir weiterhin backen, hat zwischenzeitlich ein neues Führungsteam. Das steht weiterhin voll hinter dem Projekt und gewährt uns Unterstützung wo nur immer möglich. Um uns etwa die Formalien abzunehmen die wir als Arbeitgeber am Kap erfüllen müssten, hat die Schule unsere zwei Bäckerinnen angestellt und wir begleichen ihr Gehalt mittels Spende an die Schule. Das spart uns viel Arbeit und wir können uns auf das Wesentliche konzentrieren. So viel Support ist alles andere als selbstverständlich und wir sind extrem dankbar dafür, stets als Freunde und Projektpartner willkommen zu sein.

Eine kleine Schrecksekunde hatten wir in diesem Projekt im September, als Lee Ann uns über einen anstehenden Umzug und damit, schweren Herzens, ihren Abschied aus der Bäckerei informierte. Aber noch ehe wir über Ersatz nachdenken konnten, hatte Vivian mit Michelle eine erfahrene Bäckerin mitgebracht. Sie übernahm übergangslos und nach nur gut zwei Monaten fühlt es sich an als wäre es nie anders gewesen.

Ausflug mit dem Backteam

Wie immer zum Jahresende, durften wir dann noch ein kleines Highlight setzen und unserer Wertschätzung für ihre Leistung mit einem kleinen Ausflug zum Ausdruck bringen. Dieses Jahr ging es zum Weingut Vergelegen in Somerset West. Eine der schönsten Farmen Südafrikas, nur wenige Kilometer von ihren Häusern entfernt und doch waren beide noch niemals dort gewesen. Neben traumhaften Weinbergen steht hier mit einem unglaublichen Ensemble rund 400 Jahre alter Kampferbäume ein veritables Nationales Naturdenkmal. Einige der ältesten und bestgepflegten Farmgebäude des Landes stehen hier, in der wohl stilvollsten und bestgepflegten Gartenanlage am Kap und natürlich gibt es auch ein schönes Lokal in dem wir die beiden gemeinsam mit unserer Lieblingslehrerin, Caroline,  die sich das ganze Jahr um die beiden kümmert, zum Mittagessen einladen konnten.

Beide konnten es anschließend kaum erwarten Vergelegen auch ihren eigenen Familien zu zeigen, denn mit nur 10 Rand ist der Eintritt praktisch kostenlos.

Die Gesamtkosten für dieses Projekt lagen in 2022 bei rund 55.000 Euro.

In der Magic Muffin Bäckerei wurden 2022 über 250.000 Muffins gebacken

Eagle‘s Nest / Grabouw

Bei aller Freude über sämtliche Erfolge, wertvollen Augenblicke und Begegnungen bei allen Lebenslinien-Projekten ragt Eagle‘s Nest auch in diesem Jahr wieder heraus. Was Maria & Selwyn, die inzwischen zu liebgewonnenen, vertrauten Freunden geworden sind, hier mit ihrem Team leisten ist einfach schwer in Worte zu fassen und in Gänze wohl nur vor Ort zu verstehen.

Eagle’s Nest ist wirklich eine Insel der Hoffnung in einem Meer der Verzweiflung geworden.


Auch wenn es den beiden heute, schon wegen des Wohnhauses, dass beim Bau des Nests gleich mit errichtet wurde, materiell besser geht, so leben die beiden unverändert sprichwörtlich bis zur Erschöpfung für ihre 96 Tageskinder, deren Erziehungsberechtigte, ihre Mitarbeiter und letztlich die gesamte Gemeinde.


Ihr ahnt nicht, wie gut das Gefühl ist ,Spendengelder im sicheren Wissen ausgeben zu können, dass jeder einzelne Euro die geplante Wirkung erzielt und das Leben so vieler kleiner und großer Menschen positiv berührt.

Das bestätigte uns zuletzt auch der zweite Bürgermeister der Flächengemeinde Theewaterskloof (dazu gehört auch die Kreisstadt Caledon), als er uns in einem Brief wissen ließ, dass es im ganzen Landkreis keine vergleichbare Einrichtung gibt.

Genug geschwärmt, nun ein paar konkrete Punkte die diesen Platz so einzigartig machen:

Die ganz besondere Atmosphäre

Zu vorderst natürlich die Stimmung die die 96 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren hier machen. Für immerhin drei Jahre haben die hier Ihren Happy Place gefunden und geben das auch deutlich zu erkennen. Fast nichts ist schöner als diese Kinder hier lernen, essen und glücklich spielen zu sehen. Wenigstens für ein paar Stunden am Tag dürfen sie hier einfach nur sorglose Kinder sein und sich dabei sicher fühlen. Die Inbrunst und Liebe, mit der sich die Erzieher hier ins Zeug werfen haben wir so noch nie erlebt. Das spüren freilich auch unsere Besucher, von denen wir zuletzt etliche in Grabouw begrüßen durften. Einige der Besucherstimmen haben wir hier für Euch zusammengestellt.

Ein Teil unsererBesucher in 2022

Feste Verankerung in der Gemeinde durch die Eagles Nest Suppenküche

Anders als wir ursprünglich befürchtet hatten, wird das Nest weder von Neidern, noch von Wettbewerbern angefeindet. Ganz im Gegenteil, hat es sich durch Maria & Selwyn für alle zu dem Pfeiler der Hoffnung entwickelt, als der er gedacht war. Neben der Tatsache, dass die beiden niemanden, egal mit welcher Sorge, einfach wieder wegschicken, liegt das ganz sicher auch an der Suppenküche. Die konnten wir mit Eurer Hilfe im letzten Winter auch nach dem Ende der Pandemie an drei Tage in der Woche weiterbetreiben. Diese Saison kamen regelmäßig bis zu 500 Kinder und Erwachsene, darunter auch viele von denen man nicht gedacht hätte, dass sie Hilfe brauchen.

Die wirtschaftliche Situation vieler Menschen, die hier wohnen ist derart desolat, dass der Teller Suppe und ein Muffin die einzige Mahlzeit am Tag ist.

Nicht weniger respektiert sind die Beiden bei den vielen anderen privaten Betreiberinnen von Kindergärten in der Region. Besonders Selwyn mit seinem umfassenden Wissen, was den wirtschaftlichen Betrieb eines Kindergartens betrifft, unterstützt die Kolleginnen regelmäßig mit gutem Rat.
Er weiß genau, welche Voraussetzungen baulich und sachlich zu erfüllen sind, um dann bei den jeweils zuständigen Behörden Förderanträge zu stellen und die dann auch richtig auszufüllen. Der sprichwörtliche Behördendschungel ist am Kap nicht minder verwirrend als bei uns.

Bis zu 500 Kinder und Erwachsene kommen zur Suppenküche

Die technische Ausstattung und kompromisslose Instandhaltung

Weil sich zuletzt die Qualität des Trinkwassers als problematisch erwies und deshalb immer wieder auch Einrichtungen auf behördliche Anordnung phasenweise geschlossen wurden, entschlossen wir uns zum Einbau einer Trinkwasserreinigungsanlage hinter einem stets gefüllten 5.000 Liter Tank. Damit ist das Nest nun nicht nur unabhängig was den Strom betrifft, sondern auch autark in Sachen Trinkwasser.

Wohl wissend, wie schlecht der Pflegezustand vergleichbarer Einrichtungen am Kap üblicherweise schon nach wenigen Jahren ist, wollten wir darauf von Anfang an besonderes Augenmerk richten. Diesem Gedanken geschuldet wird aktuell grade der noch junge Spielplatz umgebaut. Der war ursprünglich in einen kleinen Hang gebaut, glänzte durch einige weitere Unzulänglichkeiten und entpuppte sich als Pflegealptraum. Aktuell wird der Spielplatz also nivelliert und um ein fest eingebautes Trampolin ergänzt.

Wir alle sind fest entschlossen, das hohe Niveau aufrecht zu erhalten und damit auch Vorbild für andere zu sein. Pflegen, sauber halten und kontinuierlich auch reparieren ist weitaus billiger, als den zügigen Verfall abzuwarten und dann wieder von vorne anzufangen.

Ausflüge und andere Veranstaltungen

Der erste ging dieses Jahr nach „Monkey Town“, wo es neben vielen frechen Affen am Ende sogar noch ein paar Riesenschlangen zu sehen gab. Die Aufregung war riesig und ließ kaum nach, als wir mit 100 McDonald Kindermenüs ankamen. Für viele Kinder ganz offensichtlich das erste Burgeressen in ihrem Leben. Und weil das gar so besonders war, assen die meisten nur die Hälfte und die Erwachsenen mussten helfen, den Rest wieder einzupacken, zu beschriften und nach der Rückkehr erneut auszuteilen. Sie wollten es schlicht zu Hause vorführen oder mit Geschwistern teilen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir das verstanden hatten und es ließ uns ein Stück weit beschämt zurück, wie weit unsere eigene Wohlstandswelt von diesen Kindern entfernt ist.

Der zweite Ausflug war gerade letzte Woche erst und führte die lustige Gruppe ins Giraffenhaus nach Stellenbosch. Die Kinderaugen waren nicht kleiner als beim ersten Ausflug, nur wir selbst konnten leider nicht dabei sein. Schade!!!!

Aber auch sonst ist regelmäßig etwas los im Nest. Da ist etwa der Heritage Day, an dem alle Kinder in traditionelle Outfits verkleidet werden, um die  vielfältigen kulturellen Hintergründe der Menschen im Vielvölkerstaat der „Rainbow Nation“ zu feiern. Es gibt die „Graduation“, bei der die künftigen Schulkinder im Rahmen einer festlichen Zeremonie ihr Zeugnis erhalten und symbolisch in die kommende Schulzeit entlassen werden. Es gibt ein Weihnachtskonzert, bei dem auch ein von den Erzieherinnen selbst geschriebenes Theaterstück aufgeführt wird und bei dem die Angehörigen genau wie bei der Graduation auch, vor Stolz auf ihre Kinder fast platzen.
😊

Last but not least gibt es in der letzten Woche noch eine Weihnachtsparty mit Schaumwasserrutsche und ein schönes Geschenk für jedes Kind. Für die meisten von ihnen wird das wohl das einzige Geschenk des Jahres sein.

Ausflüge und Programme in Eagle’s Nest

Angebot für Kinder mit „Special Needs“

Wie in einer Gemeinde mit all den bekannten Problemen nicht anders zu erwarten, so gibt es im Eagle‘s Nest einige Kinder mit „Special Needs“. In der Regel geht es dabei um FAS, das Fetale Alkoholsyndrom. Es geht also um Kinder, mit zum Teil erheblichen Defiziten, die auf den Alkoholkonsum ihrer Mütter während der Schwangerschaft zurückgehen. Bei inzwischen vier Erziehern für drei Klassen kann sich nun Priscilla, die dafür eine Ausbildung absolviert hat, diese Kinder aus dem Klassenverband holen, um sie gezielt und einzeln zu fördern. Die Fortschritte, die diese Kinder seither machen sind nicht zu übersehen.

Von den Angehörigen der Kinder gibt es für diese Eigeninitiative dabei meist keine Unterstützung. Die negieren in vielen Fällen schlicht die Behinderung der Kinder, weil die doch ein schlechtes Bild auf sie selbst wirft. So erhielten die Kinder ohne die Eigeninitiative im Eagle‘s Nest keinerlei Förderung, obwohl die doch so wichtig ist.

Lernen durch erleben: Wo wächst das Mittagessen und wie kommt es auf den Teller?

Im Eagle‘s Nest lernen und erleben die Kinder ganz unmittelbar, wie das Essen auf Ihrem Teller entsteht. Zuerst geht es in „Fans“ (Gärtner und Hausmeister) organischen Gemüsegarten, wo die Kinder unter fachkundiger Anleitung zuerst selbst etwas pflanzen und anschließend im Gemüsegarten auch etwas ernten können.

Die Ernte bringen sie dann in die perfekt ausgestattete Küche, wo sie mit Unterstützung von Maria, der Köchin Janine und ihrer Erzieherin ihr Mittagessen selbst zubereiten. Steht zwar auch so im staatlichen Lehrplan, kann aber mangels Finanzierung nirgend so umgesetzt werden.

„Fan“ unser Gärtner mit Herz

An dieser Stelle noch ein Wort zu Fan und seinem Garten. Der nämlich wird von Besuch zu Besuch immer noch schöner und perfekter. Der ursprüngliche Tunnel wurde zwischenzeitlich an beiden Enden um etliche stetig wachsende Außenbeete ergänzt, in denen auch immer mehr Gemüse wächst. Und um den Kindern auch noch die Funktion der Bienen erklären zu können gibt es vor dem Tunnel nun ein Beet mit Pflanzen, das die Bienen anziehen soll, die anschließend die Nutzpflanzen bestäuben. Ob das klappt, wissen wir nicht. Toll aussehen tut es allemal und die Kinder verstehen, wie wichtig die Bienen für einen Garten sind.
😊.

Dass das Eagle’s Nest auch ein Schutzraum für Erwachsene ist, zeigt Fans eigene Geschichte. Mit einem Drogenproblem kam er als Gast zur Eagle‘s Nest Suppenküche und fragte, ob er als Dank für die Suppe das Unkraut auf dem Parkplatz zupfen könne. Nur 15 Monate später ist das Eagles Nest auch für ihn ein Schutzraum, den er nur sehr zögerlich und nur so kurz wie möglich verlässt. Sein Problem hat er im Griff, er ist festangestellt, macht einen super Job und ist längst nicht mehr wegzudenken.

Unser Gärtner Fan mit Thomas und die Kinder bei der Abschlussfeier

Interkultureller Austausch durch Deutsche Praktikanten

Schon die interkulturelle Zusammenarbeit zwischen Maria, Selwyn und uns sorgt für besseres Verständnis füreinander. Obwohl erst im Mai 2021 eröffnet, hatten wir auch schon drei Praktikanten aus Deutschland. Den Start machte Nelson aus Frankfurt. Er wohnte drei Monate bei Selwyn, Maria und ihren eigenen vier Kindern. Er kümmerte sich in dieser Zeit mit Fan und oft auch unserem Neffen Finn um den Aufbau des Gemüsegartens, der heute Gemüse für die immer klinisch reine Küche produziert, in der Köchin Jeanine den Ton angibt.

Abgesehen davon, dass Nelsons Projekt heute ein durchschlagender Erfolg ist, war sein dreimonatiger Aufenthalt für alle Beteiligten eine fantastische Erfahrung.


Besser hätte der Start in das Praktikum nicht laufen können und das macht es für viele Praktikanten, die noch kommen mögen, sicher einfacher. Das gilt auch für Liv und Magalie, zwei junge Studentinnen die aktuell noch vor Ort sind. Anders als Nelson pendeln die beiden aus Kapstadt und kommen nur zwei Tage die Woche. Auf die aber fiebern die Kinder jede Woche hin. Magalie ist ausgebildete Tennistrainerin und Liv ist Triathletin. Beide haben also viel Ahnung von Bewegung und genau dazu haben sie ein Programm für die Kinder im Eagle‘s Nest entwickelt. Sowohl die Kindergartenkinder als auch die 50 Kinder in der Nachmittagsbetreuung profitieren davon.

Der Erfolg ist durchschlagend und die Kinder können von all der koordinierten Bewegung gar nicht genug kriegen. Dabei lernen aber nicht nur die Kinder, sondern auch die Erzieherinnen. Sie saugen die Einheiten regelrecht auf und sind wild entschlossen, das Training genau so fortzusetzen. Das mitgebrachte Equipment lassen Liv und Magalie da, wenn sie zum Jahresende schweren Herzens wieder nach Hause fahren. Wenn sie daran aber nur denken, haben sie Tränen in den Augen. Einmal Teil dieses Teams, kann man nur schwer wieder loslassen, das erfahren wir regelmäßig auch selbst, wenn es wieder Richtung Deutschland geht.

Auch wenn die drei jungen Leute ganz unterschiedlich sind, so sagten uns doch alle drei fast wortgleich, dass die Erfahrung im Eagle‘s Nest ihr Leben nachhaltig positiv beeinflusst und ihren Blick auf viele bisherige Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten verändert hat. Mehr geht nicht!

An dieser Stelle Euch allen nochmal tausend Dank für Euren unglaublichen Einsatz. Ihr bleibt für immer in unser aller Herzen!  

Leider gibt es auch hier nicht immer nur gute Nachrichten


Es war im September als die Großeltern einer unserer Schützlinge in der Nachmittagsbetreuung morgens zu Maria kamen und sie informierten, dass ihre kleine Lucille am Vorabend mit nur 10 Jahren völlig überraschend verstorben war. Nur Stunden zuvor hatte sie noch glücklich und zufrieden mit ihren Freundinnen gespielt. Der Schock war enorm und die Großeltern, bei der sie lebte, warem am Boden zerstört. Eine Obduktion gab es nicht, aber der Arzt vermutete einen unentdeckten Herzfehler. Mit Abstand der bisher traurigste Augenblick an diesem sonst so fröhlichen Platz. Alles, was wir tun konnten, war den mittellosen Großeltern wenigstens ein würdiges Begräbnis ihres Augensterns zu ermöglichen.

Wie geht es weiter? Zum Beispiel mit dem Eagle's Nest Thrift shop!

Wenn uns eines nicht ausgeht, sind es die Ideen für neue Projekte. Mit dem „Eagle‘s Nest Thrift Shop“ (second hand Laden) steht da die nächste Projektidee schon kurz vor der Eröffnung. Die Holzhütte in der Maria & Selwyn eine ganze Weile geschlafen hatten, hat Coby, ein lokaler Künstler, für uns in eine schicke Boutique verwandelt. In der kann die lokale Community künftig neben Kleidung auch vieles andere Nützliche - vom Smartphone bis zum Kopfkissen - für kleines Geld kaufen. Davon haben alle etwas, denn so entsteht auch ein kleiner Einkommensstrom, der dem Eagle‘s Nest in Zukunft ein wenig mehr finanzielle Unabhängigkeit ermöglichen soll.

Wenn Ihr also ans Kap fliegt und noch Platz im Gepäck habt, nehmt bitte mit was Ihr tragen könnt. Die Mitbringsel könnt Ihr dann entweder selbst In Grabouw vorbeibringen, oder ganz einfach am Empfang im Radisson Red Hotel an der Waterfront in Kapstadt abgeben. Details dazu findet Ihr hier.

Eagle's Nest Thrift Shop

Der Eagle's Nest Thrift Shop

Zum Schluß ein freudiger Ausblick

Wenn alles so kommt, wie es im Augenblick aussieht, dann wird das Nest ab dem kommenden Jahr um ein Grundstück und eine Einrichtung erweitert, die bisher unter dem Arbeitstitel Gemeindezentrum läuft. 


Sowohl die Gemeinde als auch der Landkreis und vor allem unser Hauptsponsor in diesem Projekt, sind vom bisher geleisteten so angetan, dass sie uns im Team noch mehr zutrauen. Die Gemeinde hat uns das nochmal deutlich größere Nachbargrundstück bereits schriftlich zugesichert und auch unser Sponsor hat Bereitschaft zur Unterstützung bei der Baufinanzierung in Aussicht gestellt.

Nun gilt es also vorsichtig zu planen. Wie schaffen wir es gleichzeitig, nachmittags Jugendliche von der Straße zu holen, etwas für die Senioren der Gemeinde zu tun und dabei idealerweise auch einen Ort zu schaffen an dem beide sich in Ruhe begegnen können? Geplant sind ein Computerraum, eine Bücherei, ein Sportplatz, ein großer Gemüsegarten, eine Kletterwand, ein Café und weitere Klassenräume.

All das freilich, ohne darauf zu vertrauen, dass Maria & Selwyn einfach immer noch mehr arbeiten und jeweils 10 Hüte gleichzeitig tragen können.
Alles aber lösbare Aufgaben, auf die wir uns nun im kommenden Jahr konzentrieren werden, möglichst ohne unser Engagement für das bisher Geschaffene zurückzufahren.

Ein erster grober Plan für unser Gemeindezentrum

Eure Hilfe ist immens wichtig

Ohne Euch und Eure finazielle Unterstützung können wir unser Engagement und die Projekte nicht fortführen. Wir bitten Euch deshalb von Herzen, bleibt uns gewogen und unterstützt uns so gut Ihr könnt.

Wenn wir unseren eigenen Bericht lesen, dann klingt der manchmal fast so als sei Geld im Überfluss da. Aber weit gefehlt, denn selbst wenn der Bau der Infrastruktur einmal finanziert ist, dann ist das nur die einfachere Hälfte der sprichwörtlichen Miete. 


Ungleich schwieriger ist es dauerhaft Unterstützer für den Unterhalt der Projekte zu finden. Dazu braucht es eine starke Gemeinschaft, die die Last auf viele Schultern erträglich verteilt. Das gilt ganz besonders auch deshalb, weil es diesbezüglich für keines unserer Projekte nennenswerte stattliche Unterstützung gibt.

Wir alle wollen aber, dass die Kinder in unseren Einrichtungen so versorgt werden, wie wir es für unsere eigenen Kinder fordern würden.

Egal wie vermeintlich klein oder groß Euer Beitrag ist, jeder Euro zählt und nur gemeinsam bekommen wir dieses große Rad gedreht.


Ohne Baumaßnahmen beläuft sich der Lebenslinien Beitrag zum Unterhalt des Eagles Nest auf rund 50.000 Euro.

Darin enthalten ist ein Großteil der Gehälter, der Gemüsegarten, das Essen, Kunstrasen im betonierten Schulhof, Lehrmaterial und Spielzeug, Wasserreinigung, Reparaturen und Ersatzbeschaffungen, Ausflüge, Veranstaltungen, Weihnachtsgeschenke, Kosten der Suppenküche und noch vieles andere mehr.

Das ist sehr viel Geld, das wissen wir. Aber umgerechnet sind das pro Kind nur etwa 338,00 Euro im Jahr und zehntausende Suppen-Mahlzeiten sind auch schon mit dabei.

Der Gedanke, das in Zukunft nicht mehr leisten zu können, macht uns Sorgen, denn ein solches Projekt zu initieren, bringt auch die Verantwortung mit sich, dass es möglichst gut weiterläuft. Dieser Verantwortung möchten wir  gerecht werden.

Wie immer geht auch ein riesiges DANKESCHÖN an unser gesamtes ehrenamtliches Lebenslinien Team. Peter, der sich um die steuerliche Seite kümmert, Daniela, die sämtliche Belege und Papiere ordnet und für Peter vorbereitet und Erwin, der mit viel Knowhow die digitalen Bedürfnisse erfüllt! Ihr seid einfach SPITZE!

Und auch bei Euch, unserer Lebenslinien-Familie, bedanken wir uns von ganzem Herzen. Danke für Eure offenen Ohren und offenen Herzen. Danke für Euer Interesse und auch Eure Besuche. Danke für die vielen wunderbaren Gespräche und die intensiven Begegnungen. Danke aber auch an all die stillen, kleinen und grossen Spender. Jeder von Euch hat sich auf seine Weise eingebracht, und damit südafrikanisches Ubuntu gelebt!

Wir wünschen Euch und Euren Familien ein gesegnetes Weihnachtsfest, mit der Kraft der Liebe und des Friedens. Möge dieses helle Licht in das neue Jahr strahlen für mehr Frieden und Gerechtigkeit auf unserer Welt.

Seid umärmelt von Steffi, Thomas und dem Lebenslinien Team