„Zusammenkommen ist ein Anfang, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist Erfolg.“ — Henry Ford

Liebe Freundinnen und Freunde von Lebenslinien!
Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, diesen Bericht zu lesen. Danke auch dafür, dass Ihr auch in diesem Jahr an unserer Seite geblieben seid — mit Eurem Vertrauen, Eurer Anteilnahme und Eurer Unterstützung. Ohne Euch gäbe es Lebenslinien nicht in dieser Form. Ohne Euch könnten wir keine der folgenden Geschichten erzählen.
2025 war für uns persönlich ein herausforderndes Jahr. Der Weinmarkt wird kleiner, der Druck steigt, und an das „ein bisschen weniger arbeiten“, das wir uns altersentsprechend vorgenommen hatten, war leider nicht zu denken — im Gegenteil, es ist eher mehr geworden. Gleichzeitig mussten wir in Oberfranken das Haus von Steffis Mama auflösen, die Ende 2024 verstorben war. Jedes einzelne Teil ein Stück Erinnerung, jeder Karton ein Abschied.
Und doch war 2025 auch ein Jahr voller Hoffnung. Denn während uns der Alltag oft viel abverlangte, entstand in Grabouw unser bisher größtes und wichtigste Projekt: das Eagles Nest Resource Center. Ein Ort, der künftig zum Happy- und Safe Place für zusätzliche 200 Kinder werden soll. Ein Ort, an dem Zukunft beginnt.
Jetzt freuen wir uns auf ein paar ruhigere Tage am Ammersee. Vielleicht erwischen wir morgens sogar mal wieder ein Märchen im Fernsehen — ein Ritual aus einer Zeit, in der die Welt noch ein paar Takte langsamer schien.
Doch ehe wir durchatmen, wollen wir Euch noch mitnehmen in das, was 2025 in unseren Projekten entstanden ist — und in die Geschichten der Menschen, die diese Projekte am Leben halten.
Die Fast 11 – Werte, die kein Schulbuch vermittelt
Es ist jedes Jahr aufs Neue schade, dass wir nicht häufiger über die Fast 11 schreiben können. Was Themba dort jeden Nachmittag ehrenamtlich leistet, ist ein kleines Wunder. Über 160 Kinder — und oft noch mehr — unterrichtet er nicht nur im Fußball. Vor allem vermittelt er Werte, die im Township kaum jemand lehrt: Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft, Teamgeist, Respekt, und das Bewusstsein, dass man Verantwortung für sich und andere übernehmen kann.
Alle Trainer, die ihn eigentlich unterstützen wollten, haben ihn im Laufe des Jahres wieder verlassen. Nicht aber wegen Meinungsverschiedenheiten, sondern schlicht, weil es bei den Fast 11 kein Geld zu verdienen gibt.

Seine Frau und Keke stehen ihm zur Seite, dazu eine Netball-Trainerin für die Mädchen. Den Rest fängt er selbst auf, indem er einige seiner Jungs ausbildet, kleinere Trainingsgruppen zu übernehmen. Und wieder lernen sie — ohne es zu merken — etwas fürs Leben.
Themba arbeitet Vollzeit im Krankenhaus. Um 16:00 Uhr steht er trotzdem auf dem staubigen Platz und legt los, mit einer Hingabe, die uns jedes Mal tief berührt. Wir hoffen, ihn noch viele Jahre begleiten zu dürfen — mit Ausrüstung, Startgebühren und Transportkosten für Turniere.
Und wir träumen weiter: von einem richtigen Fußballplatz — keinem staubigen Platz, den wir liebevoll Kalahari nennen. Ein Platz, den vormittags auch 1.200 Schulkinder nutzen könnten.
Bundesliga-Clubs Deutschlands: Wenn Ihr das lest – vereint Euch. Diese Kinder hätten Euch verdient.
Die Magic Muffin Bäckerei – 10.000 Muffins und 10.000 kleine Glücksmomente
Nicht weniger beeindruckend als Themba arbeitet unser Bäckerinnenteam Vivian und Michelle inzwischen im neunten Jahr in der Magic Muffin Bakery. 2025 haben sie die Produktion von 8.000 auf 10.000 Muffins pro Woche gesteigert.
Und das aus gutem Grund: Für viele der ärmsten Kinder im Township hat sich das Leben nämlich nicht verbessert. Trotz Hotels, Restaurants, Golfplätzen und touristischem Glanz: Die Realität im Township bleibt hart.
Der südafrikanische Mindestlohn liegt bei rund 1,45 € pro Stunde. Und oft hängen fünf und mehr Familienmitglieder an einem einzigen Einkommen. Die erweiterte Arbeitslosigkeit liegt bei über 40%.
Wenn wir also sicherstellen können, dass rund 2.000 Kinder durch unsere Muffins täglich für einen Moment Glück erleben — und ganz nebenbei Vitamine abbekommen — dann ist das für uns keine Option. Es ist ein Auftrag.
Keke und ihre vier Mädchen – vielleicht das persönlichste Projekt von allen
Vor 18 Monaten trafen wir vier hoffnungslose Mädchen und ihre überforderte Mutter. Die Mädchen stachen heraus: klug, englischsprachig und offensichtlich traumatisiert.
Die drei älteren waren seit fünf Jahren nicht in der Schule — nicht aus eigenem Verschulden. Wir suchten spontan Hilfe. Eine Privatschule nahm alle vier auf — innerhalb von zwei Tagen.

Und sie nutzten ihre Chance.
Die Kirsche auf der Torte: Moro, die Älteste, wird nach nur 18 Monaten im Februar ihr American High School Diploma abschließen — und wurde bereits an der Universität Stellenbosch akzeptiert.
Danke an alle Paten – und danke an Dich, liebe Keke. Ihr schreibt diese Geschichte. Wir dürfen staunend zusehen.
Das Eagles Nest – Unser Herzensprojekt wächst weiter
Über 90 Kinder zwischen drei und sechs Jahren werden liebevoll betreut, ernährt und auf die Schule vorbereitet. Doch 2025 ging weit darüber hinaus.

Ab 2026 können wir die Zahl der Nachmittagskinder von 50 auf 200 erhöhen. Ein Meilenstein.
Das neue Programm ist in der Kapregion einzigartig:
- Hausaufgabenbetreuung
- Sport & Bewegung
- Tanz, Ballett
- Kreativarbeit & Kunst
- Musikunterricht
- Informatik-Unterricht
- Organischer Gemüseanbau
Kinder, die oft nur Mangel kennen, erleben hier Talent, Kreativität und Förderung.
Weitere besondere Projekte
Der Seniors Club
Unsere Seniorengruppe zaubert uns jeden Donnerstag ein Lächeln ins Gesicht. Kaylen und Jamie betreuen diesen fröhlichen Haufen, geben Abwechslung, Stimulation, Gemeinschaft. Es wird gesungen, gebastelt, gebetet, bewegt und natürlich gegessen. 
In der Weihnachtszeit freuen sie sich dann auf den alljährlichen Ausflug. Manche können kaum noch laufen, aber niemand bleibt zurück. 2026 wollen wir zwei Treffen pro Woche anbieten. Diese Stunden sind kostbar für alle Beteiligten.
Die Suppenküche
Auch in diesem Winter hat das Eagles Nest-Team wieder fünfmal pro Woche für 400 Menschen eine warme Mahlzeit gekocht. Für viele ist es das einzige Essen des Tages. Für das Küchenteam heißt das künftig 700 Mahlzeiten pro Tag auf nur einem einzigen Herd.

Wer diese Menschen einmal gesehen hat, versteht sofort, warum es im Township so wenige alte Menschen gibt: Unter solchen Bedingungen wird niemand alt. Solange Vorräte da sind, gibt es nach der Suppe auch einen Muffin. Ein kleines Stückchen Freude.
Unsere Volontäre
Auch in diesem Jahr hatten wir vier unglaublich engagierte Volotäre: Anna-Maria, Hannah, Charlotte und Jeremias. Während Anna-Maria und Hannah nur für eine Woche eintauchen konnten in das Leben in Grabouw, begleiteten Charlotte und Jeremias uns mit frischem Abitur in der Tasche für ein volles Vierteljahr.

Morgens unterstützten sie die Erzieherinnen, nachmittags die Jugendlichen. Und Jeremias - als aktiver Liga-Fußballer - hat unseren kleinen Hobbykickern ordentlich Beine gemacht.
Pedro the Music Man
Eine unserer schönsten Zufallsbegegnungen: Auf einem Markt in Kapstadt liefen wir Pedro „The Music Man“ über den Weg — eine Legende unserer Kindheit, wie Selwyn später gestand. Er brachte Instrumente, Geschichten und eine unendliche Liebe zu Kindern mit. Und er zeigte unserem Team, wie man Musik vermittelt, statt sie nur vorzuspielen. Seitdem erlebt jedes Kind im Eagles Nest Musik als etwas Eigenes, etwas, das man machen darf.
Der Gemüsegarten
Vor 18 Monaten war dieser Ort eine Müllhalde. Heute ist es ein kleines Öko-Wunder. Ethan, unser schüchterner Gärtner, wurde in nur einem Jahr zum Experten im „Organic Gardening“. Gemeinsam mit Selwyn — der inzwischen Gartenliteratur verschlingt — hat er ein Paradies geschaffen, das täglich frisches Gemüse für unsere viel zu kleine Küche liefert.

Die Kinder lernen hier: Lebensmittel wachsen nicht aus dem Regal. Sie wachsen aus Erde, Geduld und Hingabe.
Besucher willkommen – und sehr erwünscht
Wie jedes Jahr gilt auch jetzt wieder unsere Einladung: Wenn Sie am Kap sind, kommen Sie vorbei. Wir freuen uns sehr darüber, dass 2025 so viele Leser wie noch nie zuvor bei uns vorbeikamen.

Allein bei der Verabschiedungszeremonie für unserer Vorschüler Richtung Schule waren diesmal 18 Gäste aus Deutschland mit dabei — und nicht nur die Angehörigen der Kinder hatten vor Stolz Tränen in den Augen.
Imibala
Seit vielen Jahren unterstützen wir den Verein Imibala in Somerset West mit insgesamt 60 Patenschaften. Mit diesen Beiträgen finanziert der Verein jeweils eine Sommer- und eine Winteruniform für Kinder, deren Eltern sich die Schulkleidung nicht leisten können. Ein äußerst sinnvolles Projekt, das wir jedoch inzwischen nicht mehr aktiv vermitteln.
Unser herzlicher Dank gilt allen bisherigen Sponsoren!
Jahresende & Ausblick
- Die Mitarbeitenden waren zum ersten Mal im Konzert in Kirstenbosch – Micasa, Tafelbergkulisse, pure Lebensfreude.
- Die Senioren besuchten botanischen Garten und Pinguine in Betty’s Bay.
- Die 50 Nachmittagskinder wollten unbedingt ins Aquarium und an die Waterfront, Orte, die die meisten von ihnen nur aus dem Fernsehen kennen.
Ein Wort in eigener Sache: Fundraising 2026
Das Eagles Nest wird ab dem kommenden Jahr 300 Kinder durch den Tag tragen. Die Unterhalts- und Betriebskosten werden entsprechend steigen.
Wir erwägen deshalb erstmals in der Geschichte von Lebenslinien, eine Fundraiserin oder einen Fundraiser einzustellen — auf Provisionsbasis für neu gewonnene Spenden. Wir wären dankbar für Euer Feedback, Eure Gedanken zu diesem Thema.
Ein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch der Bayerischen Staatskanzlei, die uns im Rahmen der Partnerschaft zwischen Bayern und dem Western Cape mit 200.000 € beim Bau der drei neuen Klassenzimmer für Kunst, Musik und IT unterstützt hat. Diese Förderung war ein entscheidender Baustein für dieses Teilprojekt — und gleichzeitig wissen wir, dass unzählige andere Spenden und Patenschaften im Hintergrund ebenso unverzichtbar waren.
Ohne Euch alle gemeinsam könnten wir das große Ganze nicht stemmen.
Zum Schluss
Danke an unser kleines ehrenamtliches Lebenslinien-Team. Danke für jeden Pinselstrich, jede Excel-Liste, jede WhatsApp-Nachtschicht, jede Spendenüberweisung, jedes Telefonat, jede Träne, jedes Lächeln. Und unser überwältigtes, tief empfundenes Dankeschön an Euch alle. Ohne Euch gäbe es keinen Muffin, keinen Unterricht, keinen Garten, keine Suppenküche, keinen Seniors Club. Ohne Euch gäbe es kein Eagles Nest. Ohne Euch gäbe es keine vier Mädchen auf ihrem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.
Bitte bleibt an unserer Seite. Wir brauchen Euch mehr denn je — und die Kinder von Grabouw brauchen Euch auch.
So, nun wünschen wir Euch und Euren Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest, Momente der Ruhe, des Lichts und der Besinnung. Möge das neue Jahr Euch Freude, Gesundheit und viele erfüllende Augenblicke bringen.
Mit tiefer Dankbarkeit,
Steffi & Thomas und das Lebenslinien-Team
P.S. Einen finanziellen Überblick über das Jahr 2025 konnten wir Euch heute leider noch nicht geben — schlicht, weil sich unser lieber Gerd inzwischen um das vollständige Zahlenwerk kümmert und dieses Jahr besonders komplex war. Wir reichen Euch die Zahlen Anfang 2026 in einem eigenen Bericht nach, sobald alles sauber aufgearbeitet ist.
Was wir Euch aber schon heute sagen können: Mit dem Bau des Resource Centers sind wir bis an die Grenze dessen gegangen, was wir verantworten können. Unsere Rücklagen sind aufgebraucht.
Jetzt heißt es neue Kraft zu sammeln, sowohl für den laufenden Betrieb im Jahr 2026 als auch für das nächste große Teilprojekt im Eagles Nest: Das Gebäude mit der Kantine und einer Lehrküche mit zehn Arbeitsplätzen!