Bei unseren häufigen Besuchen der Kap-Region konnten wir über viele Jahre erleben, wie sich die Gastronomie glänzend und mit enormer Geschwindigkeit entwickelt hat. Qualität und Vielfalt lassen inzwischen keine Wünsche mehr offen.
Befeuert durch die boomende Tourismusindustrie sind unvergessliche Plätze vor dramatischer, natürlicher Naturkulisse entstanden. Tischkultur und Lifestyle am Kap haben nichts mit dem immer noch gängigen Afrika-Klischee gemein und lassen uns stets aufs Neue staunen.
Weil noch deutlich personalintensiver betrieben als in Deutschland, hat sich die Gastro-Szene zu einem der Hauptarbeitgeber am südlichen Ende Afrikas entwickelt.
Als gelernte Hotelfach-Profis (Park Hilton München) haben wir diese Entwicklung mit großem Interesse beobachtet und mit häufigen Selbstversuchen begleitet.
Über unseren Verein Lebenslinien e.V., der seit Jahren mit den Problemen farbiger Kinder und Jugendlicher vertraut ist, blieb für uns aber immer eine wichtige Frage unbeantwortet. Warum finden zum Beispiel die Abiturienten der von uns unterstützten Highschool keine Beschäftigung in diesem blühenden Industriezweig?
In vielen Restaurants kann der Standard im Service weder mit der Atmosphäre noch mit dem Niveau der Küche mithalten. Flaschen werden schon mal unter den Arm geklemmt, Teller an die Brust gequetscht, selbst an Weihnachten in Flip Flops serviert. Und wie war das nochmal? Man serviert von rechts. Oder war es doch von links?
Diesen Standard, so denken wir, sollten doch auch unsere Schützlinge erreichen können und damit in der Lage sein, ein vernünftiges Einkommen zu erzielen.
Leider aber haben diese Jugendlichen ein Problem. Sie sind in einem Township, also in einer völlig verarmten farbigen Gemeinde aufgewachsen und waren in ihrem Leben noch nie in keinem Lokal. Und naturgemäß haben sie, auch wenn sie es handwerklich genauso gut könnten, keine Chance gegen die vielen überwiegend weißen Studenten, die sich in der Gastronomie ihr Taschengeld verdienen. Während unsere Jugendlichen in eine Abwärtsspirale kommen, weil sie nach der Schule keine Jobs finden.
Seit Jahren denken wir darüber nach, wie wir helfen können. Und plötzlich war der Gedanke einer „Service Schule“ geboren. Diese Jugendlichen müssen ausgebildet werden! Sie müssen Gastronomie von der Pieke auf lernen. Sie sollen praktisches Training erhalten, unterfüttert mit theoretischem Hintergrund. Und mit einem abschließenden Diplom dürfte ihnen ausreichend Qualifikation und Selbstvertrauen gegeben sein, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Die Umsetzung dieser Idee überstieg bisher allerdings unsere Möglichkeiten.
Nun aber wird unser Traum vielleicht doch wahr. Wir haben erfahren, dass die
berühmteste Kochschule Südafrikas nur etwa 800 Meter Luftlinie von der Kylemore Highschool entfernt ist, an der sich unser Verein Lebenslinien seit Jahren engagiert. Die Bäckerei unseres „Muffin-Projekts“ ist hier untergebracht und auch die Schreinerwerkstatt, die die Lufthansa Help Alliance gerade für unsere Kinder finanziert hat, befindet sich an dieser Schule.
Sofort nahmen wir Kontakt auf mit Letitia Prinsloo, der Chefin des ICA (Institute of Culinary Art). Als ehemalige Sterneköchin in Frankreich hat sie hier ein wahres Schmuckstück aufgebaut und versorgt die besten Lokale des Landes mit Köchen.
Drei der besten zehn Restaurants des Landes werden von ihren Absolventen betrieben, und vier weitere sind regelmäßige erste Arbeitsplätze der Absolventen ihrer Schule.
Letitia war sofort begeistert von der Idee und der Möglichkeit, der Gemeinde in der sie nun seit vielen Jahren erfolgreich ist, etwas zurückgeben zu können. Merizle, Letitias rechte Hand und ebenfalls Gastronomin, arbeitete ein Programm aus, das den Jugendlichen einen Abschluss ermöglicht.
So erfolgt der praktische Teil der Ausbildung im hauseigenen Restaurant der Kochschule in Stellenbosch. Es heißt „Apprentice“ (Lehrling) und wird nur von Lehrlingen bekocht. Auch der Service hier wird derzeit, wie fast überall in der Region, von Studenten erledigt.
Insgesamt dauert das gesamte Programm ein Jahr.
Der Direktor der Highschool, Ampie der Fries, engagiert sich ebenfalls und hat bereits 14 Jugendliche im vergangenen Schuljahr ausgewählt, welche die nötige Persönlichkeitsstruktur haben und sich obendrein nach einer solchen Gelegenheit nach ihrem Schulabschluss sehnen. Aber: Diese ausgewählten Jugendlichen können sich eine solche Chance nicht leisten. Warum? Weil sie sich nicht einmal das Fahrgeld leisten können, um sich Arbeit in Stellenbosch zu suchen. Deshalb hoffen wir nun auf Sie. Geben Sie einem Jugendlichen eine Chance, der sonst keine hat.
Die gesamte Ausbildung kostet inklusive Arbeitskleidung, Transport und Schulkosten 1.500,-
Wir sind überzeugt: Das ist gut angelegtes Geld. Sie helfen nicht nur einem Menschen, sich aus dem Sumpf von Arbeitslosigkeit, Alkohol, Drogen und Aids herauszuhalten, sondern Sie helfen automatisch einer ganzen Gemeinde auf ihrem langen Weg aus all diesen Problemen. Zusätzlich erfreuen Sie, ganz nebenbei, viele Südafrika-Reisende mit einem deutlich besseren Service.
Wir bedanken uns für Ihr Interesse und freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.
Mit herzlichen Grüßen
Stefanie & Thomas Curry
Für Lebenslinien e.V.